10.000 Euro für das Kinderhospiz Pusteblume in Backnang sind bei einer Spendenaktion im Jubiläumsjahr zusammengekommen
ZVW von Lynn Nagy KORB.
1994 hat sich Andreas Huss als Immobilienmakler in Korb selbstständig gemacht. Inzwischen kennt der 62-Jährige den Markt im Rems-Murr-Kreis in- und auswendig und lässt sich auch von den Preisentwicklungen der zurückliegenden Jahre nicht schrecken. Anlässlich des 30-jährigen Bestehens seines Immobilienbüros hat er beim Korber Bienenflug 2024 eine Spenden-Aktion gestartet. Motto: "Gemeinsam Gutes tun. Sie spenden - wir verdoppeln". Rund ein Jahr später ist die Aktion abgeschlossen - und das Korber Büro konnte dem Kinderund Jugendhospiz Pusteblume in Backnang nun einen Spendenscheck mit der stolzen Summe von 10.000 Euro übergeben. Um die Summe rund zu machen, hat Andreas Huss mit seinem Immobilienbüro am Ende noch knapp 2000 Euro obendraufgelegt.
Aber wie geht es seiner Branche zurzeit? Und wie ist der Markt in Korb?
"Der Immobilienmarkt hat sich 20 Jahre lang gar nicht bewegt"
"Unser Wohnzimmer ist der Rems-Murr-Kreis", sagt Andreas Huss, der selbst in Korb aufgewachsen ist und nach einem kurzen Exkurs in die Versicherungsbranche schnell zurück in seinen Heimatort, in ein Immobilienbüro und schließlich in die Selbstständigkeit gefunden hat. 30 Jahre später blickt er recht entspannt auf den Immobilienmarkt: "Ich glaube, dass sich die Preise ein bisschen beruhigt haben", sagt er und zeichnet einen Zeitstrahl aufs Papier, 1994 bis heute, die y-Achse stellt die Preisentwicklung dar. "Der Immobilienmarkt hat sich 20 Jahre lang gar nicht bewegt", so der Makler. In der Darstellung eine gerade Linie, bis zum Jahr 2010. Dann geht die Kurve linear nach oben, erreicht 2023 ihren Höchststand. "Dann hat das schon in einen ungesunden Peak gemündet", findet er. Seit 2023 sinkt die Kurve aber wieder ab. "Jetzt sind wir wieder da, wo wir 2017 oder 2018 waren."
Nicht die Häuser sind unerschwinglich geworden, nur die Ansprüche höher
Das sei, wenn man die Inflation seit 1994 miteinrechnet, ein durchaus vernünftiges Preisniveau und gar nicht so schlecht. Aber wieso haben dann immer mehr gerade auch junge Menschen das Gefühl, dass eine eigene Immobilie im Rems-Murr-Kreis für sie nicht mehr erschwinglich ist? Gerade Korb hat in dieser Hinsicht einen Ruf weg, wird mitunter sogar als "Monaco des Remstals" bezeichnet. Das sieht der Makler nicht so. Korb sei auch nicht teurer als zum Beispiel Endersbach oder Beutelsbach - und Wohnungssuchende sollten auch nicht alles glauben, was auf Online-Portalen wie "Immoscout24" als Verkaufspreisvorstellungen steht. Er sieht das Problem eher bei den allgemein gestiegenen Kosten für den Lebensunterhalt: "Man will auf nichts verzichten - und die Immobile muss mit 50 bezahlt sein", schildert es Andreas Huss. "Und vom Lebensstandard möchte man möglichst nicht runter." Früher sei das anders gewesen: Wer ein Haus gekauft hat, sei zumindest fünf Jahre lang nicht in den Urlaub gefahren. Und außenrum seien ebenfalls weniger kostspielige Anschaffungen wie neue Autos, Elektrogeräte, Handys oder Ähnliches angefallen, was heute bei vielen Menschen ganz selbstverständlich zum Lebensstandard gehöre: "Uns geht es schon gut", findet der Makler.
Bürokratie und Vorbereitung sind viel mehr geworden
Was aber auf jeden Fall aufwendiger geworden ist damals zu heute: In einen Immobilienverkauf sind heute viel mehr Fachleute involviert. "Heute musst du eigentlich die gesamte Historie des Gebäudes zusammenziehen." Auch die Banken fordern heute viel mehr als früher, dabei werden Dokumente gefordert, die viele Eigentümer so ohne Weiteres gar nicht mehr vorlegen könnten: "Da ist ein Verkäufer dann oft überfordert." Gut für Andreas Huss und seine Kollegen. Seinem Gefühl nach gehen heute die Leute viel eher zum Makler als früher. Und der Markt gebe das auch her, auch in Korb und Umgebung: "Der Wettbewerb hat eigentlich ein gutes Auskommen." Dass gerade der bürokratische Aufwand pro Immobilie für sein Immobilienbüro so viel höher geworden ist, stört ihn nicht: "Es ist gut so." Zum einen, weil die Makler es seiner Meinung nach stemmen können - zum anderen, weil sonst Leute, die in den 80ern oder 90ern eine Wohnung gekauft haben, beim Verkauf verzweifeln würden: Wenn eben manche Dokumente nicht oder nicht mehr vorhanden sind, die die Banken haben wollen.
Hohe Mieten und fiese Online-Maschen
Problematisch findet Andreas Huss hingegen, wie sich die Mieten entwickeln: "Ein gefährlicher Trend: Die Mieten steigen stärker als die Kaufpreise." Sorgen machen ihm auch einige Maschen, die seit einigen Jahren im Internet kursieren. Angebote, die viel zu gut klingen, um wahr zu sein, ködern Verkaufsinteressenten online: "Da stimmt wahrscheinlich gar nichts", sagt der Makler. Ziel dieser zweifelhaften Methoden sei es, die Adressen abzugreifen - und sie dann Maklerbüros wie dem seinen gegen Geld anzubieten. Da mache er nicht mit, betont der Korber Makler. Statt sich von solchen Online-Angeboten an der Nase herumführen zu lassen, sollten sich Verkäufer lieber an einen Makler ihres Vertrauens wenden, findet er, und sich dabei auch von der Provision nicht abschrecken lassen: Denn diese richtet sich ja nach der Höhe des Verkaufspreises, den er als Profi für eine Immobilie aushandeln kann - ein guter Verkaufspreis ist also in seinem Interesse.
Tipps für Menschen, die kaufen wollen
Menschen, die ein Haus oder eine Wohnung kaufen wollen, rät er: "Man muss sich auf jeden Fall über den Zustand der Immobilie schlaumachen." Bei einem Haus solle sich ein Architekt die Bausubstanz gründlich anschauen, bei einer Wohnung laufe das über die Protokolle. "Dann muss man sich schlaumachen, was energetisch lang- und kurzfristig gemacht werden muss." Auch hierzu brauche es einen Fachmann. Außerdem gelte nach wie vor: "Ohne Eigenkapital kaufen ist immer schwierig." Für ein schlaues Modell hält er es, selbst zur Miete zu wohnen, dann ein vermietetes Objekt zu kaufen und dann abzubezahlen. "Das Ziel muss es sein: Wenn ich in Rente komme, muss ich eine bezahlte Immobilie haben - das wird bei uns viel zu wenig propagiert", findet Andreas Huss. Der 63-Jährige ist sich aber auch darüber im Klaren, dass diese Ansicht heutzutage nicht mehr jeder mit ihm teilt. "Ich bin halt old school", sagt er über sich selbst.
10.000 Euro für das Kinderhospiz Pusteblume in Backnang sind bei einer Spendenaktion im Jubiläumsjahr zusammengekommen - dabei haben Andreas Huss (ganz links) noch mal ordentlich etwas oben drauf gelegt und den Betrag rund gemacht.
Fotos: Heike Kranacher